Reisetagebuch Canada (01.05.12 - 27.06.12)

Saskatchewan (01.05.12 - 03.05.12)

Am 01.05.12 erreichen wir bei Monchy die Grenze von Canada. Nachdem sie mit 2 Personen unseren kompletten Brummer auseinander genommen haben und Mia auch inzwischen alle ihre Impfungen erhalten hatte, konnten wir problemlos passieren. Das erste was uns auffiel, die Straßen sind enger und schlechter als in den USA. Der Bundesstaat Sasketchwan ist so flach und weitsichtig, daß du morgens schon sehen kannst, wer abends zum Essen kommt. Das sagen selbst die Canadier, die wir mal in New Mexico kennen gelernt haben ;o) Wir machen einen Zwischenstop im Örtchen Swift Current, aber es ist zu klein um länger dort zu verweilen. So verlassen wir diesen Staat wieder, um nach Hat Medicine in Alberta zu fahren.....

Alberta (03.05.12 - 21.05.12)

In Medicine Hat angekommen, haben wir jetzt endlich mal die Gelegenheit einen Gang runter zu schalten. Die nächsten 2 Monate werden wir jetzt hier in Canada verbringen und haben Zeit um Alberta und British Colubia zu erkunden. Erst Ende Juni/Anfang Juli werden wir wieder in die USA zurückkehren, um die restlichen 3 Monate, die wir noch von unserem Visa zur Verfügung haben, an der Westküste zu verbringen. Nun aber wieder zurück zu Canada: das zweite was uns auffällt, was Lebensmittel angeht bekommt man hier relativ europäische Sachen. Unter anderem Grau- und Schwarzbrot!!!!! Mit großer Freude sagen wir erst mal Adieu zum weißen "Knätschbrot" ;o) Aber die Lebenshaltungskosten sind hier unglaublich teuer, vergleichbar mit Deutschland/Schweiz (an dieser Stelle lieben Gruß an die Bins'ns). Das Wetter ist durchwachsen, von 12-25 Grad, Sonne, Regen, Sturm, ist alles dabei. Zur Zeit bastelt Klaus mal wieder am Brummer rum. Mia hat uns zu abwechselnden Nachtschichten verdonnert, da sie seit 4 Tagen Durchfall hat und min. alle halbe Stunde raus muß (vorzugsweise Nachts). Bei der gesalzenen Rechnung, die wir heute beim Tierarzt bezahlen konnten, erhoffen wir uns jetzt rasche Besserung....

Dank Mia's wieder besser gehenden Stuhlgangs ;o) können wir unsere Reise fortsetzen. Wir halten uns 3 Tage in Lethbridge auf und nehmen dann wieder die Fahrt in Richtung Rocky Mountains auf. Vom 13.05.-15.05. campen wir im Rocky Mountains Forrest zwischen Lethbridge und Calgary. Die Straßen sind hier mehr Schotterpisten und wir sehen eine ganze Herde Dickhornschafe. Während ich das Gefühl habe fernab jeder Zivilisation zu sein, weil nur Wildniss um uns rum ist, lächelt mein kamschatka-erprobter Klaus nur drüber ;o) Wir verbringen 2 Tage bei schönstem Wetter an einem kleinen Flüßchen, machen etwas Sport, sammeln Feuerholz für's abendliche Lagerfeuer, lassen es uns dabei mit Wein und Whisky gut gehen und nebenbei erklärt mir Klaus, wie ich mich zu verhalten habe falls uns ein Bär über dem Weg läuft. Mein Survivalman halt;o)

Bei 30 Grad und Sonnenschein kommen wir am 15.03. in Calgary an. Sie ist mit 1,23 Mio. Einwohner die drittgrößte Stadt Canadas und gefällt uns auf Anhieb. Sehr modern und hat auch eine kleine Skyline zu bieten. Der Calgary Tower (190 m hoch) hat sogar eine gläserne Plattform, man schaut zwischen den Füßen und sieht unter sich die Straße. Im Gegensatz zum Klaus hatte ich einen Heidenrespekt davor, auf diesen Glasboden zu treten. Aber die Aussicht war klasse!

Das Wetter ändert sich hier schlagartig innerhalb von 10 Minuten. Hatten wir eben noch Sonne, so finden wir uns kurze Zeit darauf in einem Sandsturm wieder.

Am 18.05. brechen wir zum Banff und Jasper Nationalpark auf, die beide nahtlos ineinander übergehen. Der Banff ist der älteste und der Jasper der größte Nationalpark Canadas und liegen in den canadischen Rocky's. Beide sind von der UNESCO zum Welterbe ernannt worden. Zu Recht. Die Natur ist atemberaubend und erhöht unseren Respekt vor der Natur noch mehr. Die Seen und Flüsse schillern in grün/blauen Farben, wie mit dem Farbpinsel gemalt, außer sie sind noch zugefroren ;o) Kein Wunder, so herrschen hier Nachts noch teilweise -10Grad. In den Columbia Icefields stehen wir auf dem Geröllfeld vor dem Athabasca Gletscher und es ist erschreckend an den Markierungen zu sehen, bis wo er noch vor Jahren "gegangen" war und wie schnell er "verschwindet". Außerdem haben beide Parks unzählige Wasserfälle, einige sind leider noch geschlossen, d.h. der Weg dahin aufgrund von Schnee noch unpassierbar. Der Maligne Lake im Jasper NP ist sogar der zweitgrößte Gletschersee der Welt, leider auch noch zum größten Teil zugefroren......Wir dachten eigentlich hier endlich die Elche zu sehen, die wir erwartet haben, schließlich sind wir ja in Canada! Ja, Pustekuchen, einer lief uns mal über dem Weg, leider zu schnell für die Kamera. Dafür können wir jede Menge Schwarz. u. Grizzlybären bestaunen, die in aller Ruhe am Straßenrand ihr Gras fressen. Beide Parks haben wir relativ schnell "durch", denn die verlangen allein nur für den Tageseintritt 20 Dollar. Dafür kann man in den USA eine Woche in einem NP bleiben. Und die Preise für die Campingplätze sind auch nicht ganz ohne. Welcome in Canada! Wie sie hier so schön sagen ;o)

British Columbia (21.05.12 - 27.06.12)

Sobald man den Jasper NP Richtung Westen verläßt, überschreitet man die Grenze nach British Columbia und betritt gleichzeitig eine neue Zeitzone. Nun haben wir 9 Stunden Zeitunterschied zu Deutschland, mehr ist auf unserer Reise nicht mehr möglich ;o) Am 22.05. kommen wir in Prince George an, die nächstgrößere Stadt. Der nördliche Teil BC's ist dünn besiedelt. Jetzt heißt es erst mal, Wäsche waschen, Wassertank auffüllen, Lebensmittelvorräte erneuern und ins Internet! Mit dem Plan, die nächtsten Tage eine Kanutour über mehrere Tage zu machen, brechen wir auf zum Bowron Lake. Vorher statten wir Barkerville noch einen Besuch ab. Barkerville ist eine alte historische Goldgräberstadt, 1862 gegründet und war zur damaligen Goldrauschzeit die größte Stadt nördlich von San Franzisco. Nach dem Goldrausch war sie eine Geisterstadt und brannte nieder.Wurde wieder orginalgetreu aufgebaut und ist heute eine Touristenattraktion. War nett anzusehen, zumal sich Statisten wie zur damaligen Zeit kleideten und das Leben wiedergaben, so wie es sich damals abgespielt haben mußte. So flog z.B. einer aus dem Saloon als wir die Hauptstrasse längs gingen ;o)

Dann am Bowron Lake angekommen, mußten wir leider erfahren, daß Hunde auf Kanutouren nicht erlaubt sind, weil dieser See zu einem Provinzial Park gehört. Ok, Kanutour erst mal abgeschminkt, ein paar Fotos vom See gemacht, wieder in den Brummer und abgedüst. Über Williams Lake sind wir dann in Richtung Westen in absolut unbesiedeltes Land gefahren, nicht ohne uns aber vorher mit Bärenspray einzudecken (wurde uns geraten). Wenn schon keine Kanutour, dann suchen wir uns halt ein lauschiges wildes Plätzchen an einem schönen See ;o) Wofür haben wir die ganzen Vorräte eingekauft? DenSee haben wir nach ein paar Umwegen auch gefunden, wir haben uns ein paar mal verfahren, da die Schotterpisten, die wir fuhren, nicht auf der Karte zu finden waren. Dann hieß es 1 Woche lang abhängen. Das Wetter spielte ganz gut mit, Mia konnte den ganzen Tag frei rumlaufen. Abends hörte man den einen oder anderen Wolf heulen, Spaziergänge wurden nur mit Bärenspray unternommen,denn in sicherer Entfernung zum Brummer fand Klaus dann doch frische Bärenspuren..... Nach zwei Tagen hatten wir dann das Bedürfnis etwas zu tun. Also wurde der Brummer von innen teilweise neu gestrichen, aufgeräumt und grundgereinigt. Mein pinker Tussigrill (habe ich von meinen Kolleginnen zum Abschied geschenkt bekommen) wurde eingeweiht und Klaus ließ sich nicht nehmen, jeden Tag ein Lagerfeuer zu entzünden.Außerdem kam er auf die glorreiche Idee im See baden zu müssen (bei ca. 15 Grad Aussentemperatur),brrrrrr. Nach einer Woche hatte ich dann doch mal das Bedürfnis mit anderen Menschen reden zu müssen, Klaus meinte ich quatsche viel zu viel..... ;o) Die Vorräte gingen zu Ende und außerdem mußte der Auspuffkrümmer vom Brummer geschweißt werden, der ist uns nämlich auf der Fahrt zum See gerissen und war so laut, daß man sich während der Fahrt nicht mehr unterhalten konnte. Werkstatt war dann auch schnell gefunden, alles konnte repariert werden und natürlich war die Rechnung, wie wir's hier inzwischen gewohnt sind, sehr hoch. Im Brummer konnte man sich dafür wieder unterhalten ;o)

Über die Stadt Kamloops steuern wir jetzt langsam den Süden, Richtung Vancouver an. Seit Tagen regnet es wie aus Eimern, wir hoffen dort besseres Wetter vorzufinden, schließlich ist Juni ;o)

Der Weg Richtung Süden führt uns durch das Örtchen Princeton. Eigentlich nur erwähnenswert, weil der Ort uns stark an den Film Doc Hollywood erinnert. Genauso klein, jeder kennt jeden, die Rehe laufen übern Marktplatz und die Murmeltier laufen nicht vor einem weg, sondern versuchen dich mit ihrem Geschrei in die Flucht zu schlagen. Es regnet weiterhin, auch als wir über den Ort Hope nach Vancouver ankommen. Von den 4 Tagen, die wir in Vancouver verbrachten, gab es dann doch mal einen Tag mit Sonne, den wir direkt dazu nutzen, um uns Vancouver Downtown anzuschauen. Vancouver entstand erst 1860 und ist Heimat vieler Asiaten. Auch viele Obdachlosen können wir sehen, die ihr Lager unter Brücken haben. Die Stadt selber ist wirklich sehr sehr schön, trotz Hochhäuser ist sie sehr grün mit ihren vielen Parkanlagen. Hier hat man die Berge im Rücken und den Strand vor den Füßen.

Eigentlich wollten wir im Norden von Vancouver auf die Fähre nach Vancouver Island gehen. Die Nachricht, daß ein Wal im Süden bei White Rock angeschwemmt worden sei, änderte unseren Plan. Der Tag war eh verregnet und wir fahren spontan nach White Rock, einen angeschwemmten Wal sieht man ja nicht alle Tage.....Dort angekommen, treffen wir auf einen Menschenmenge am Strand, das Fernsehen hat sein Lager aufgeschlagen und der Wal war von der Polizei abgesperrt. Außerdem ist inzwischen die Flut gekommen und der Wal lag im Wasser, aber immer noch gut zu erkennen. Wir wollten sowieso Whale Watching machen, aber das unser erster Wal direkt ein Toter sein wird, hätten wir auch nicht gedacht ;o)

Am 13.06. setzen wir mit der Fähre von Tsawwassen nach Victoria auf Vancouver Island über. Auf der Überfahrt können wir Orka Wale beobachten und der Ausblick auf die vorgelagerten Inseln begeistert uns. Vancouver Island ist die größte Pazifikinsel Canada's und beherbergt ein großes Gebiet des Küstenregenwaldes mit Riesen-Lebensbäume die bis zu 96m hoch werden. Sehenswert ist eigendlich nur der Südteil der Insel, da der Norden der Holzindustrie zum Opfer gefallen ist und dort stark abgeholzt wird. Das nur mal im Voraus gesagt. Wir fangen mit der Südküste an, das Wetter ist weiterhin bewölkt und regnerisch. Um keinen "Brummerkoller" zu bekommen, wird sich trotzdem die Regenjacke angezogen und die Strände abgelaufen. Wir finden einige Wasserfälle direkt am Strand vor und bestaunen die Unmengen von Holz, die am Strand liegen bzw. angeschwemmt worden sind. Ein paar Tage verbringen wir am Lake Corchan. Auf dem Weg nach Tofino kommt zu unserer großen Freude mal ein bißchen die Sonne raus, denn Whale Watching steht auf dem Plan. 3 Stunden geht die Tour, wir sehen Seelöwen, Bären, Weißkopfadler und einige Grauwale, die ihre Fontäne direkt vor unseren Augen in die Höhe pusten. Was wir nicht wußten: der Atem eines Wales stinkt wie die Pest! Aber schön war's trotzdem! Die Landschaft auf Vancouver Island ist trotz des bescheidenen Wetters wunderschön, wir schauen uns den Pazifik-Rim-Nationalpark, Ucluelet, Port Alberni, Nanaimo und Duncan an. Duncan ist die Stadt der Totems. An jeder Ecke der Stadt sind die unterschiedlichsten Totem-Pfähle zu bestaunen. Als wir im Ort Sydney ankommen, wird das Wetter mal was freundlicher und wir finden für 2 Tage einen tollen Campingplatz direkt am Meer. Dort lernen wir Sara und Stan kennen. Wir verstehen uns auf Anhieb und schnell wird zusammen geschmissen, was jeder so dabei hat. Bier von uns, Rum von ihnen. Wir verbringen einen lustigen Tag & Abend miteinander und Klaus und ich merken, daß wir gar nicht mehr so trinkfest sind, wie vor unserer Reise ;o)

Früher als geplant treten wir am 27.06. unsere Rückreise in die USA an. Von Victoria/Vancouver Island gehts wieder auf die Fähre nach Port Angeles/Washington USA. Die Zollabfertigung findet noch auf der Insel statt, der Brummer wird nur oberflächlich durchsucht (man darf z.B. kein Obst u. Gemüse überführen). Anscheinend wollte der Zollbeamte Feierabend machen oder den Zeitplan der Fähre einhalten, denn er stempelte uns ein weiteres halbes Jahr Aufenthalt in den USA ab ;o) Eigentlich hätten wir nur noch Anspruch auf 3 Monate.....also schön den Mund halten und ab auf die Fähre....juhu! Auf der Fähre erfahren wir von einem älteren Canadier, daß man in Canada keine Krankenversicherung zahlen muß, da diese durch die Tabak- u. Alkoholsteuer finanziert wird, jetzt verstehen wir auch die hohen Preise ;o)