Reisetagebuch Guatemala 28.02.13 - 24.03.13

Am 28.02. sagen wir nach vier Tagen „Tschüß Belize” und „Hallo Guatemala“. Wie immer sind wir vor einem neuen Grenzübergang etwas aufgeregt, man weiß nie ob man alle Schalter für Ein- und Ausreisestempel, für die Fahrzeugeinfuhr findet und ob die Papiere für den Hund ausreichend sind. Aber Dank Internet haben wir uns vorher schlau gemacht und haben alles gefunden wie beschrieben. Außer das diesmal der Computer bei den Grenzbeamten ausgefallen ist und wir dadurch fast 2,5 Stunden brauchten, um alles abwickeln zu können. Und die Fahrzeugdesinfektion war ein noch größerer Witz als in Belize, den dort wurden zumindest die Reifen einigermaßen eingesprüht, aber hier mußte man durch eine offene Halle fahren und die paar Spritzer die aus den seitlichen Düsen raus kamen, erreichten eben mal die Scheiben und den Benzintank.Dafür wollen sie dann auch noch umgerechnet 5,80 Euro haben. Naja, wir sind froh als wir endlich über die Grenze sind und können uns wieder auf ein neues Land einstellen: andere Farben, Menschen,Gräusche, Kulturen. Es ist immer wieder spannend ein neues Land kennen zu lernen, wir fangen hier mit dem Bundesstaat Peten an, es ist die siebtgrößte Regenwaldreserve der Erde. Unser Tagesziel sind die Ruinen von Yaxha am gleichnamigen Seeund da noch früh am Tag ist, machen wir uns sofort auf und erkunden die weitläufige Mayastätte, in der wir fast die einzigen Touristen sind. Spidermonkeys hüpfen über unsere Köpfe hinweg und als wir auf dem höchsten Tempel dieser Anlage sitzen, 30m hoch, haben wir einen atenberaubenden Blick: der See glitzert in der Spätnachmittagssonne und man sieht Dschungel soweit das Auge reicht. Unter uns zwischert, pfeift,singt und brüllt der Dschungel, den auch hier sind die Brüllaffen heimisch. Wir haben selten einen so friedvollen Ort gesehen, ein gelungener Einstieg für Guatemala. Am nächsten Tag wollen wir uns die berühmten Ruinen von Tikal vornehmen, das größte Zeremonialzentrum des Mayalandes. Aber leider scheitern wir am Eingang des Nationalparkes an Mia, den Hunde sind hier nicht erlaubt, auch wenn sie im Wohnmobil bleiben würde. Angenervt drehen wir um und fahren kurzerhand nach Flores, ein kleines Örtchen auf einer Insel im Peten-Itza-See, das einen mehr an ein buntes südfranzözisches Dorf erinnert. Nach 1,5 Stunden haben wir alles gesehen und fahren zum Parque Natural Ixpanpajul ganz in der Nähe. Ein Park, in dem ein Rundgang über 6 Hängebrücken oberhalb der Baumkronen führt, die längste davon ist 124m. Für mich, die die Höhe fürchtet, eine Herausvorderung. Den Tag darauf machen wir uns auf den Weg nach Rio Dulce am Izabal See, der größte See in Guatemala. Rio Dulce ist ein chaotisches Nest, die Hauptstrasse ist zu beiden Seiten mit Läden, Gemüsestände, Tuctuc’s und Leuten vollgestopft und dadurch so schmal, das 2 LKW’s Schwierigkeiten haben aneinander vorbei zu kommen. Aber mit Zeit und Geduld kommen wir dadurch und erreichen unser Ziel Bruno’s Hotel direkt am Fluß. Kaum fahren wir dort auf dem Parkplatz, nehmen wir doch noch aus Versehen ein tiefhängendes Kabel mit, ohne es zu merken. Erst mal gibt es böse Worte, als wir aussteigen. Denn da wir überhaupt keinen Widerstand oder sonst was gemerkt haben, ist Klaus davon überzeugt, daß das Kabel bereits kaputt war und man nur einen Sündenbock gesucht hat. Da man nichts nachweisen kann, zahlen wir widerwillig. Umgerechnet 25 Euro, für uns vollkommen akzeptabel, für guatemalische Verhältnisse viel Geld, wenn man bedenkt das das Durchschnittsgehalt hier bei 100-150 Euro liegt.

Von hier machen wir eine Bootstour nach Livingston an der karibischen Küste. Mit einer „Lancha“, ein kleines Motorboot mit einer Plane drüber, gehts den 42km langen Fluß Rio Dulce längs, vorbei an waschenden Frauen, Mangroven, Tropenwald, heiße Quellen und Canyons. Nach 1,5 Stunden erreichen wir Livingston, man erreicht diesen Ort nur mit dem Boot, und uns erwartet ein Stück bunte Karibik dort. Die Einwohner nennen sich Garifunas, eine Mischung aus ehem. afrikanischen Sklaven und Einheimischen, ähnlich wie in Belize. Wir haben das Gefühl, das Zeit hier noch weniger eine Rolle spielt als im Rest des Landes, was wirklich etwas heißen will. Aber uns gefällt die völlig relaxte Stimmung hier und lassen uns durch die Strassen treiben, aber nach 2 Stunden hat man alles gesehen inkl. Essen und Trinken. Die Fahrt zurück ging etwas schneller und wir geniessen den Sonnenuntergang am Bootsanleger von Bruno’s bei Bier und Internet.

Einem Tip von anderen Travellern folgend, fahren wir am 04.03. weiter nach Agua Caliente, das übersetzt „heisse Quellen“ heißt. Dort finden wir einen Wasserfall vor, dessen Wasser um die 38 Grad warm ist, es ist ein Genuss sich darunter zu stellen! An diesem wunderschönen Ort verweilen wir einen Tag lang, bevor wir uns weiter über eine holprige Schotterstrasse quer über die Berge nach Semuc Champey machen. Die Strassen sind der absolute Horror, aber die Landschaft macht alles wieder wett. Wir durchqueren Bananen- und Kakaoplantagen, Dörfer in den denen die Einheimischen in wirklich kleinen Hütten wohnen, Frauen die ihre Wäsche im Fluß waschen, Hühner und Schweine quer über die Strasse laufen, sämtliche Lasten auf den Köpfen tranportiert werden und die Menschen auf oder an kleinen Transporter hängen, weil im Innenraum alles überfüllt ist. Aber wir blicken fast nur in lachende Gesichter und auch hier winkt uns jeder zu.

Im Nachhinein können wir jedem Wohnmobilfahrer empfehlen, sich einen Übernachtungsplatz im Ort Lanquin zu suchen, denn die 10 km lange „Strasse“, die von dort nach Semuc Champey führt ist schwer zu fahren: steil, voller Schlaglöcher und sehr eng und 500 m vor dem Ziel kommt eine wenig vertrauenserweckende Stahl-Holz-Brücke, an deren Querabstrebung wir uns die Ecke am Alkoven unseres Brummers aufreissen.

Nach dieser nervenaufreibenden Fahrt standen wir nun da und konnten vom Inneren des Brummers nach aussen schauen. Der Supergau! In der Nähe finden wir die Unterkunft El Zapote, mehr eine Gartenanlage mit ein paar Hütten für Rucksackreisende, aber auf dem Parkplatz können wir übernachten. Glücklicherweise ist Klaus ein guter Handwerker und kann das Loch provisorisch dicht machen, kaum geschehen, fängt es natürlich an zu regnen. Leider ist es nicht dicht genug, werden aber mit ein paar Auffangschalen Herr der Lage über das eindringende Wasser. Am nächsten Tag machen wir uns zu Fuß auf und laufen die 4km zu diesem Naturwunder Semuc Champey: eine natürlich Kalkbrücke, die auf 300m vom Rio Cahabon unterspült wird. Auf ihr haben sich 6 Sinterterrassen heraus gebildet mit kleinen Wasserfällen und klaren türkisblauen Wasser, das zum Baden einlädt. Die Strapazen um hier her kommen zu können haben sich gelohnt, so schön ist dieses Fleckchen Erde.....

 



Zurück in Lanquin besuchen wir noch noch die Grutas de Lanquin, ein Höhlensystem das sich bis zu 100km in die Berge verzweigt. Der Eingang zu der Höhle wirkt wie ein großer schwarzer Schlund, den man durch einen Stalaktitenvorhang betritt. Das Innere ist atemberaubend und teilweise bis zu 50m hoch,sie wurde früher von den Mayas zu kultischen Zwecken benutzt. Leider kündigen sich bei mir an diesem Tag auch noch heftige Magenkrämpfe an und als sich am nächsten Tag auf dem Weg nach Coban Erbrechen, Durchfall und Schüttelfrost dazu gesellen, fährt Klaus mich kurzerhand zu einem Hospital.

Das Hospital erinnert mich erst mal an einem Schlachthof, ein großer Saal mit Pritschen, unterteilt mit Vorhängen. Überall blätterte die Farbe ab und es gibt nur eine Toilette, die gleichzeitig als Putzmittelabstellraum dient. Aber man konnte mir sofort helfen, indem man mich an einem Tropf hing, Blut abnahm und als ich meine „Proben“ abgab, stellten sie ziemlich schnell fest, daß ich mir Parasiten eingefangen habe. Welche, keine Ahnung, so gut sind unsere Spanischkentnisse dann nicht gewesen, aber anscheinend durch Essen oder schlechtes Wasser übertragen. Nach 2 Stunden durfte ich wieder gehen, die Medikamente mussten wir bezahlen, die Behandlung war umsonst......erstaunlich und erfreulich. Die Nacht konnten wir sogar noch auf dem Parkplatz vor dem Hospital bleiben.

Am nächsten Tag fahren wir weiter, unser Ziel ist der Lago Atitlan zu der uns eine weitere katastrophale Schotterstrasse führt. Die Gegend, die sich uns unterwegs präsentiert,ist geprägt von Erdrutschen und kahlen Bergen, aber die Menschen hier kleiden sich sehr traditionell, alles ist so bunt und hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20km/h die Stunde schaffen wir es an diesem Tag nicht mehr unser Ziel zu erreichen und parken an einer Tankstelle im Ort Santa Cruz del Quiche.

Am nächsten Tag nehmen wir die Reststrecke in Angriff, bergrauf, bergrunter, durch Orte mit schmalen Strassen, die von einer Einbahnstrasse in die nächste wechseln. Können hier die Strassen nicht gerade durch einen Ort verlaufen? Wir sind immer durchgeschwitzt, wenn wir so einen Ort durchquert haben, ohne ein überstehendes Dach gerammt oder ein tiefhängendes Kabel mitgenommen zu haben. Am frühen Nachmittag erreichen wir den Ort Panajachel am Lago Atitlan, ein wirklich schöner See mit Blick auf die 3 Vulkane. Dank der Camperbibel von Church, finden wir einen tollen Platz direkt am See, wo wir auch ein deutsches Wohnmobil vorfinden....es sind Claudia und Uwe...kennen gelernt in Xpu-Ha/Mexico.

Während ich mich wieder einigermaßen regeneriere, bastelt Klaus wieder am Brummer. Mit 2-Komponenten-Spachtel und Kunststoffgitter macht er das große Loch am Alkoven ganz profesionell wieder zu und unser Brummer sieht fast wieder aus wie vorher, nur die Farbe fehlt und die kriegen wir nicht. Hauptsache, es kommt kein Regen mehr hinein! So schön der Platz auch ist, aber die viele Sandfliegen  hier nerven gewaltig. Sie sind schlimmer als Moskitos, wenn die beißen juckt es anschließend eine ganze Woche lang.....

Panajachel selber ist ein richtiger Touristenort, mit deutscher Bäckerei und einen Supermarkt mit Produkten aus Italien und USA, dort kaufen wir auch mal wieder ein g'scheites Brot und Seranoschinken...ein Gedicht!

Mit Uwe und Claudia machen wir eine Bootstour über den Atitlan See und schauen uns die Orte Santiago Atitlan und San Pedro am gegenüberliegenden Seeufer an. Während uns Santiago Atitlan überhaupt nicht gefällt, bezaubert uns San Pedro. Ein kleiner Ort, voll mit kleinen Bars, Restaurants und schmalen engen Gassen. Hier finden wir eine Frühstücksbar die uns Nutella-Bananen-Vanilleeis-Milchshakes und Mango-Vanilleeis-Milchshakes kredenzt.....erwähnenswert, weil sie einfach die besten Milchshakes waren, die wir je in unserem Leben getrunken haben! Wieder zurück in Panajachel, lassen wir den tollen Tag mit viel Sonne noch bei Kuba Libre in einer Happy-Hour-Bar ausklingen.

Am nächsten Tag staunen wir nicht schlecht, als noch 3 weitere Expeditionsmobile auf unseren Platz am See rollen: Rita + Rudi aus Esslingen, Doris + Karl aus der Nähe von Stuttgart und Esther + Erich aus der Schweiz. Und erneut finden wir uns inmitten eines Deutsch-Schweitzer Camp wieder.

Am 17.03. wird es Zeit weiter zu ziehen. Unser Ziel ist Antigua, um diese Zeit berühmt für seine großen Osterprozessionen, die schon Wochen vor Ostern anfangen. Und da es auch das Ziel von Uwe + Claudia ist, treffen wir sie am Abend auf dem Platz der Tourismuspolizei wieder, wo sie uns schon mal einen Platz neben ihren Camper frei gehalten haben.

Antigua ist eine wunderschöne Kolonialstadt und gehört zum Weltkulturerbe. Eingebettet in einem Tal, umgeben von drei mächtigen Vulkanen, wobei der Vulkan Fuego ständig raucht und ab und zu auch ein paar Lavabrocken ausspuckt. Wie schon erwähnt, verwandelt sich Antigua in der Semana Santa - die heilige Woche vor Ostersonntag - und auch schon eine Woche vorher zu einem pulsierenden Ort, wenn hunderte von Menschen in violetten Gewändern die verehrten Heiligenstatuen über Stunden hinweg durch die Strassen tragen und dabei das Mysterium Jesu Christi gedenken. Diese Heiligenstatuen wiegen, je nach Größe, bis zu einer Tonne und werden ausschließlich endweder nur von Männer, Frauen oder sogar von Kindern getragen. Dichte Weihrauchnebel begleiten diese Prozessionen während die Strassen mit aufwendigen Teppichen aus gefärbten Sägemehl und Blüten bedeckt sind. Ein Riesenspektakel! Wir erkunden die Stadt von vorne bis hinten, streunern über den riesigen täglichen Markt und endecken dabei den Gasthof Jardin Baviera, das von dem Deutschen namens Klaus geführt wird. Hier bekommt man Hefeweizen, Schwarzbier und sogar Bitburger Pils! Und nachdem der Rest unseres deutsch-schweizerischen Camp vom AtitlanSee hier in Antigua angekommen ist, macht er für unsere komplette Truppe Schweinebraten mit Knödel...mmmmhhh....ein Genuss nach so langer Abstinenz. Des weiteren finden wir auch ein österreichisches Lokal, dort bekommen wir Wiener Schnitzel und zum Nachtisch Kaiserschmarrn. Die Stadt ist nicht nur schön, sie hat auch kulinarisch viel zu bieten. Trotz alledem brechen wir am 23.03. wieder auf und fahren bis nach Ciudad Pedro de Alvarado, kurz vor der Grenze zu El Salvador. Noch vor dem Ort hängen sich ungelogen ca. 7 "Grenzschlepper" an unseren Brummer und bequatschen uns durch das offene Fenster und veranstalten einen Wettbewerb wer von ihnen uns am besten über die Grenze helfen kann. Da wir im Voraus schon gehört haben, daß El Salvador wirklich die schärfste und komplizierteste Grenze in Zentralamerika sein soll, entscheiden wir uns für einen und verabreden uns mit ihm am nächsten Morgen um halb sieben und verbringen die Nacht an einer großen Tankstelle mit Security.